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Nach längerer Reisepause, einem oder zwei Gin Tonics und der verheerenden Frage in die familiäre Runde, was denn der größte Wunsch sei, kam ein berühmtes Reiseziel ins Spiel. Da die Flüge auf den ersten Blick günstig schienen, war eine schöne Schnapsidee geboren, die uns die vollen 2 Monate davor schon in Atem hielt. Aber das Ziel war klar, wir wollten neue Erinnerungen und auch ein paar Fotos in New York machen.

Man kann sich kaum vorstellen, wie schwierig es ist, einem Minderjährigen, mit dem man seit fast zehn Jahren zusammen lebt, eine andere Welt zu zeigen. Noch schlimmer ist es, wenn er keinen gültigen Reisepass hat. Am Tag vor dem Abflug konnten wir dann endlich auch die mit Apostille versehene und notariell beglaubigte Reisevollmacht nach persönlicher Vorstellung im Landgericht in Empfang nehmen. Und ja, sie wurde kontrolliert, sogar zwei Mal.

New York, die Stadt die niemals schläft und verführerisch mit ihren Lichtern und Antennen bis in die Ferne funkt. Die Stadt der Erfinder der Superhelden und Superwerbung, einfach alles in supergroß, eben weil es geht. Doch es dampft in den Straßen. Wer weiß, wie es unter der Stadt ausschaut? Denn so viel Glanz und Glamour hat auch eine Kehrseite. Die jungen Menschen, finden die Stadt toll, weil einfach alle großen Marken hier vertreten sind, Filme gemacht werden und irgendwie alle großen Unternehmen hier sind. Vom Spielzeughersteller, über den Merch-Store eines jungen Zauberlehrlings bis hin zum Schokoladenfabrikanten, alle haben die Strahlkraft erkannt und nutzen die Stadt als Standort für ihre Botschaften – genau wie die weltweiten Landesvertretungen bei den Vereinten Nationen. Die Stadt bietet vor allem eines: ein perfektes Sinnbild für den „American Dream“ – dieser kollektive Traum, der den Dollar beflügelt, weil Konsum das Allheilmittel einer ganzen Gesellschaft geworden ist.

Ich habe auch konsumiert. Das Licht, bin ihm nachgelaufen und manchmal auch entgegen gegangen. Habe mit meiner 50mm Festbrennweite einfach mal ein wenig Sport gemacht. Am längsten Tag kamen sogar 25km Foto-Fussmarsch zusammen. Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein kann, Fotos in New York zu machen? Hätte ich doch nur die bequemeren Schuhe eingepackt. Doch irgendwie war die magnetische Anziehungskraft groß genug und manchmal wurde einfach nachgeholfen – mit der Suche nach dem nächsten Laden, wo es stark zuckerhaltige Nahrung gab, die sogar meist günstiger war, als das gesunde Pendant.

Doch wenn ich eines gelernt habe, manchmal muss man einfach mit dem Flow gehen und das Beste aus dem Augenblick machen. Also waren wir im Unterhaltungsmodus unterwegs, jeden Tag mindestens eine Attraktion: Filmmuseum, Bootsfahrt um Manhattan, Madame Tussauds!, Freiheitsstatue, Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center, Central Park und beinahe jeden Tag einen kurzen Abstecher zum Times Square und der berühmten 5th Avenue. Es ist eine schillernde Welt, die schnell wieder vorbei zieht und dennoch Spuren hinterlässt. Ob wir alle so leben können oder wollen? Ich wage es zu bezweifeln. Doch es bietet zumindest Raum, die eigene Sichtweise etwas zu erneuern, denn im Vergleich sind viele andere Städte einfach eine Oase der Ruhe.

Zu dieser Reise gibt es auch einen Vorgänger. Damals habe ich ein wichtigen Teil für mein Buch in New York geschrieben und ein Interview mit dem besten Headshotfotografen der Stadt geführt. Die Bilder dazu findet ihr hier.


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