Wie man sich für das AI Zeitalter rüstet

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Der rasante Aufstieg der künstlichen Intelligenz scheint im Augenblick in der Imagination vieler kein Halt zu finden. Weltweit arbeiten große und kleine Teams mit Hochdruck daran, die KI direkt in ihre Suites und Services zu integrieren und für möglichst viele Nutzer zugänglich zu machen. Andere Tüftler integrieren die KI direkt auf ihrem eigenen Rechner und arbeiten daran ihr auch eine Stimme und Erinnerungen an vergangene Gespräche zu geben. Die Neuerungen überschlagen sich beinahe täglich und dennoch ist es nur die Spitze des Eisberges von dem, was die AI für uns tun könnte. Stehen wir inmitten einer technischen Revolution, die wieder einmal alles verändern könnte? Wer weiß, doch womöglich haben wir endlich intelligentes Leben hervorgebracht, dass auch die kühnsten Träume von Star Trek Fans wieder wach küsst.

Die KI in der Praxis

Immer mehr Unternehmen beginnen damit, die KI für einzelne Aufgaben einzusetzen, um beispielsweise ihre Streams, Produktion, Logistik oder Kommunikation auf Vordermann zu bringen oder datenintensive Abläufe zu automatisieren. Das bindet im ersten Schritt Ressourcen, denn Prozesse wollen abgebildet und digitalisiert werden, um in diesen Datenströmen nach Potenzial zu suchen, wo man auch dauerhaft von der Künstlichen Intelligenz profitieren kann. Doch die zu erwartenden Effizienzgewinne in der späteren Skalierung dieser Prozesse sind enorm und versprechen potenziell eine wahre Revolution in der technischen Entwicklung und hoffentlich auch persönlichen Freiheit der Menschen in unserer Arbeitswelt.

Hier eine Liste der Bereiche, in denen die KI uns potenziell gut zur Hand gehen kann:
– Texte korrigieren, überarbeiten und produzieren
– Texte übersetzen, z.B. Webseiten oder Handbücher in verschiedene Sprachen übertragen
– Kundensupport, z.B. FAQs beantworten, Fragenkatalog erstellen, Datenbanken verwalten
– Zahlen analysieren, ordnen und auswerten, z.B. Angebote und Rechnungen erstellen
– Bank & Buchhaltung, z.B. Einnahmen / Ausgaben erfassen und den Konten zuordnen
– Steuererklärung, der Rechtsprechung entsprechend Steuern erklären und bezahlen
– Gesetze und Rechtsprechung: Verträge erstellen, Marktplätze absichern
– Reiseplanung: Erstellen von Touren, Liste von Sehenswürdigkeiten, etc.
– Medizin: Diagnose, Abgleich von Patientendaten, Analyse von Behandlungen
– Medien: digitale Elemente erzeugen, z.B. Bilder generieren, Webseiten aufsetzen oder Code schreiben, Videos generieren

Doch vieles deutet auch daraufhin, dass die KI potenziell auch als Filter dient. Denn schon jetzt ist der Stream, der uns in den sozialen Medien oder auch Medienplattformen angezeigt wird, auch von einem Algorithmus gesteuert, der versucht unsere Interessen mit Anzeigen von passenden Werbekunden zu verbinden. Wenn ich jedoch den passenden Scheibenwischer für mein Auto suche, bin ich dankbar, in Sekundenschnelle das passende Modell zu finden.

Die Frage ist, wie positionieren wir uns: Sehen wir uns eher als Konsument der Inhalte oder als kreativ Tätiger, der die gegebenen Werkzeuge nutzt?

KI generierte Grafik eines Roboters mit menschlichen Zügen.
KI-Bild: Ich habe die KI gebeten ein Selbstporträt anzufertigen und eine von 4 Versionen ausgewählt.

Die Zukunft der Arbeit

In der Zukunft können nicht wenige Arbeitsschritte durch die KI automatisiert werden. Eigentlich stehen in allen Bereichen erhebliche Veränderungen bevor, die zu einer Verringerung des Bedarfs an menschlicher Arbeitskraft führen könnte.
Erste Schätzungen deuten daraufhin, dass im Schnitt 20% der Tätigkeiten mit Hilfe der KI effizienter ablaufen könnten. Was ja auch erstmal nicht verkehrt ist, wenn man dann vielleicht nur 4 und nicht an 5 Tagen in der Woche arbeiten müsste. Doch die Realität wird wahrscheinlich etwas anders aussehen, worauf auch die letzten Entlassungswellen in Tech-Unternehmen hindeuten.

Allerdings werden nicht alle Jobs in gleichem Maße betroffen, da handwerkliche und soziale Tätigkeiten schwieriger zu automatisieren sind, als intellektuelle. Stattdessen könnten wir eine Verschiebung hin zu Jobs sehen, die menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Empathie und kritisches Denken erfordern. In dieser neuen Arbeitswelt könnte der Mensch auch als Architekt oder Operator der KI-Systeme fungieren, die diese Jobs unterstützen, oder als Stichprobenkontrolleur der Ergebnisse, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Qualitätsstandards entsprechen. Um erfolgreich in diesen Rollen zu sein, werden zukünftige Arbeitnehmer wahrscheinlich eine Kombination aus technischen, kreativen und sozialen Fähigkeiten benötigen. Vielleicht wird der Trend auch wieder dahin gehen, dass sich der Mensch den dinglichen Tätigkeiten zuwendet: die Arbeit mit der Natur, mit dem Wesen des Menschen selbst und mit der Frage des Selbsterhalts.

Bei einigen Dingen, wie z.B. der Steuererklärung freut man sich wahrscheinlich, dass hier bald mehr Zeit für produktive Arbeit bleibt, aber ganz so einfach ist es wahrscheinlich doch noch nicht, da zum Teil auch einfach die passenden Schnittstellen der verschiedenen Arbeitsumgebungen fehlen. Zum Anderen benötigt die AI noch viel Rechenkraft, das bedeutet, dass irgendwo diese Kapazität herkommen muss und dafür auch Energie benötigt wird.

KI und Fotografie

Für mich als optimistischer Fotograf, der sich auch als Handwerker sieht: Ich würde mich ja freuen, wenn z.B. die Vorbereitung von Jobs mit Angebot, Briefing, FAQ durch die KI erledigt wird, genau wie die Nachbereitung in Form von Rechnung, Buchhaltung, Steuererklärung. Die KI könnte mit Hilfe von smart contracts und micropayments sogar das Lizenzmanagement übernehmen. Vielleicht Interviews im Gespräch mitschreiben, daraus Artikel machen und und und. Ganz schön verrückt. Doch es heisst auch, dass in Zukunft mehr Bildmaterial von der KI kommen wird.

Doch als kreativer Fotograf beobachte ich mit Sorge, dass die KI bald den Markt der Stockfotografie und noch mehr beherrschen könnte. Die Ergebnisse, die ich in letzter Zeit von KI-Generatoren gesehen habe, lassen vermuten, dass eine Vielzahl von Motiven bald von der KI erstellt werden kann, und dass die Qualität und Ästhetik dieser Bilder möglicherweise mit denen von Menschen erstellten Bildern vergleichbar ist. Diese Entwicklung wird zweifellos Auswirkungen auf meinen Beruf haben. Da der Fotograf nun nicht mehr zwingend mit echten Modells, echten Sets und echten Szenen arbeiten muss. Das könnte eine ganze Branche revolutionieren. Obwohl die Porträtmaler ja auch nicht über Nacht verschwanden, als die Fotografie entstand. Doch wenn man den Gedanken zu Ende denkt, ist die Erstellung von Bildern nun auch an einem Scheidepunkt angelangt. Vielleicht entwickelt es sich so ähnlich wie zu Beginn der Animationsfilme. Das Echtbild war weiterhin beliebt, obwohl man natürlich viel mehr Aufwand betreiben musste, um ähnlich eindrucksvolle Szenerien zu erzeugen. Doch beide Genres behielten ihre Relevanz, obwohl sich die Grenzen vermischten.

Der Fotograf der KI Moderne ist vielleicht nicht mehr nur die Person, die physisch Bilder an einem bestimmten Ort erstellt, sondern in neuen Bildern denkt, Kampagnen konzipiert und dafür die passenden Bilder bereitstellt. Die Kamera wird durch die KI ersetzt. Das Ergebnis ist weiterhin ein visuelles Erlebnis, das von Bildprompter und KI ko-kreiert wurde.

KI generierte Grafik eines Fotografen der Zukunft auf einem Wüstenplaneten
So stellt sich Midjourney den Fotografen der Zukunft in der Wüste von Dune vor.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich die KI generierten Bilder auf die Konsumenten auswirken wird. Schließlich lassen sich Bilder nicht auf den ersten Blick als vom Computer erstellte Bilder erkennen, sondern wirken auf viele Betrachter als reale Szene – und Bilder lügen ja angeblich nicht. Daher stellt sich auch die Frage, wie der Gesetzgeber auf die Verwendung von KI-generierten Bildern bspw. in Social-Media-Posts reagieren wird. Wird es neue Richtlinien geben, die sicherstellen, dass solche Bilder als DeepFakes gekennzeichnet werden müssen, um eine klare Unterscheidung zwischen von Menschen erstellten und von KI generierten Bildern zu ermöglichen? Dazu müssten technisch jedoch neue Wege geschaffen werden, um die Informationen zum Bildurheber maschinenlesbar ins Bild einzubetten.

Kennt die KI eigentlich Urheberrechte?

Wer ist eigentlich der Urheber der Bilder? Die Softwarefirmen, die weltweit das Netz nach passenden Bildern durchleuchtet haben aus denen die KI wiederum neue Bilder zusammenstellt? Die KI selbst oder derjenige, der den Befehl für das passende Bild eingeben hat, welches wiederum vom Werkzeug hervorgebracht wurde?

Die Praxis, dass die KI mit verfügbaren Fotos gefüttert wurde, hat auch eine Klage von Getty Images ausgelöst, da in einigen Bildern wohl noch ein Logo von ihnen auftauchte. Doch mittlerweile arbeiten die Bildagenturen selbst an ihren eigenen KI Modellen, mit denen sie Bilder direkt erstellen können und nicht mehr unbedingt von Fotografen angewiesen sind.

Hier ein aktueller Podcast zum Thema Fotografie und Urheberrecht:

Die AI ist da. Was kann man nun tun?

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz wird zweifellos erhebliche Auswirkungen auf unsere Berufswelt haben. Daher habe ich die KI einfach mal gefragt, was ich als Porträtfotograf tun kann, um mein Geschäft nachhaltiger zu gestalten und folgende Tipps bekommen:

1. Benutze die KI als Werkzeug, um deine Fotografie und Dein Business zu verbessern anstatt es als Bedrohung anzusehen. Nutze es zu Deinem Vorteil.

2. Fokussiere Dich darauf, eine starke Marke zu bauen, die Dich authentisch, einprägsam zeigt, aber auch Deinen einzigartigen Stil und Art der Arbeit kommuniziert.

3. Konzentriere Dich auf Deine „Unique Value Proposition“, Die AI kann vielleicht technisch eindrucksvolle Bilder erstellen, aber sie kann nicht die emotionale Verbindung aufbauen, die Du mit Deinen Klienten und Projekten schaffst.

4. Bleibe am Ball bei den derzeitigen Trends und sei offen für Veränderungen auf dem Markt. Nimm an Konferenzen teil und bleibe auf dem neuesten Stand der Technologie. Die Inspiration wird kommen.

5. Diversifiziere Dein Angebot: Du könntest auch weitere Dienstleistungen neben der Fotografie anbieten, z.B. digitale Marketingdienstleistungen oder Fotografie zu unterrichten.

Da ich als Portraitfotograf jedoch keine fiktiven Werbebilder sondern echte Bilder von echten Menschen anfertigen, bin ich optimistisch, dass diese Bilder auch weiterhin von Menschen angefertigt werden. Denn gerade wenn es um Menschen und nicht Produkte geht, zählen:

Empathie: Ein menschlicher Fotograf kann eine persönliche Beziehung zum Fotomotiv aufbauen und es einfühlsam in Szene setzen, um dessen Persönlichkeit und Stimmung bestmöglich zu erfassen. Dies erfordert menschliche Empathie, die nicht durch KI-Technologie ersetzt werden kann.

Kreativität: Ein Fotograf kann seine Kreativität und seinen künstlerischen Ausdruck einbringen, um ein einzigartiges und ausdrucksstarkes Bild zu schaffen, das die Persönlichkeit und Individualität des Fotomotivs widerspiegelt. Dies ist ein Bereich, in dem menschliche Kreativität und Erfahrung den Unterschied ausmachen können.

Persönlicher Kontakt: Eine Fotosession mit einem menschlichen Fotografen kann eine persönliche Begegnung zwischen Fotograf und Fotomotiv ermöglichen, die das Vertrauen und die Zufriedenheit des Kunden fördert. Es kann auch Raum für Anpassungen und Feedback geben, um sicherzustellen, dass das Ergebnis den Erwartungen entspricht.

Flexibilität: Ein menschlicher Fotograf kann auch auf unvorhergesehene Ereignisse während der Aufnahme reagieren und sich flexibel an die Bedürfnisse des Kunden anpassen. Dies kann beispielsweise bei spontanen Änderungen in der Umgebung oder bei der Arbeit mit unerfahrenen Modellen von Vorteil sein.

Wahrscheinlich werden auch Hochzeitsbilder und Familienfotos weiterhin mit Authentizität verbunden und benötigt werden, genauso wie die Bilder der Menschen, die sich mit anderen in Kontakt treten wollen. Denn beim Online-Dating bringt es ja herzlich wenig echte Sympathie, wenn man nicht mit seinen eigenen Bildern wirbt.

Fazit

Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Der Mensch bringt seine kreativen Fähigkeiten ein und nutzt die KI-Technologie als Werkzeug zur Optimierung der Prozesse. In vielen Bereichen, wie z.B. an der Börse, laufen bereits Algorithmen, von denen wir im Alltag nur wenig mitbekommen. Überall auf der Welt spriessen neue Ideen zur Automatisierung aus dem Boden und es folgen erste Prototypen für Spezialanwendungen. Womöglich stecken wir mitten im Zeitalter der wahren Computerrevolution. Doch es wird ein wenig länger dauern, bevor die KI wirklich überall zum Einsatz kommt.

Im Idealfall hilft uns die KI, effizienter zu arbeiten und jene Bereiche zu identifizieren, in denen es ohne Menschen einfach gar nicht geht. Denn die KI kann keine elektrischen Leitungen verlegen, keinen Tisch aus Naturholz bauen, kein Essen abschmecken, keine Kinder erziehen und keine menschliche Nähe oder Geborgenheit bieten.

Die KI kann uns dabei helfen, mehr Zeit für das Wesentliche, die menschlichen Bedürfnisse zu haben. Die Aufgabe der Menschen ist, die Bereiche in denen der Mensch unabdingbar ist, zu erkennen und für sich zu nutzen – denn alles was wirklich zwischenmenschlich zählt, braucht auch weiterhin Menschen.

Vermutlich werden bald auch die Gesetzgeber ein Interesse sehen, bestimmte Bereiche besonders zu schützen und auch den Einsatz von KI generierten Inhalten wie z.B. Bildern zu reglementieren oder kennzeichnungspflichtig zu gestalten.

Weitere Fragestellungen

Auf der anderen Seite sollte sicher gestellt werden, dass die Regeln für die KI auch klar definiert sind. Eine „Verfassung für KI´s“ könnte hierbei als ein erster Schritt dienen, um die grundlegenden Prinzipien für die Entwicklung und Nutzung von KI festzulegen.

Eine weitere Frage ist, ob die KI aufgrund der Daten, die sie aufgenommen hat, Vorurteile entwickeln wird und wie sich das auf die Weltanschauung auswirkt. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die KI-Systeme auf eine faire und ausgewogene Art und Weise trainiert werden, um Verzerrungen und Vorurteile in den Ergebnissen zu vermeiden. Die Berücksichtigung von Datenquellen, die eine breitere Perspektive und Vielfalt widerspiegeln, könnte dazu beitragen, die Auswirkungen von Vorurteilen zu minimieren.

Es ist auch wichtig, sicherzustellen, dass die KI-Systeme respektvoll mit Informationen und Lebensweisen umgehen, die nicht digitalisiert oder in Datenbanken verfügbar sind. Hierbei könnten verschiedene Ansätze verfolgt werden, z.B. durch eine bewusste Einbindung von menschlicher Expertise in die Entwicklung und Validierung von KI-Systemen.

Eine weitere Frage wäre, inwieweit die Arbeit, die nun von der KI verrichtet wird so besteuert werden kann, dass die Staaten weiterhin davon partizipieren. Denn aus Unternehmenssicht ist eine KI natürlich günstiger, da hier z.B. auch keine Lohnsteuern anfallen. Im Steuerrecht für digitale Dienstleistung oder KI-as-a-Service müssen noch viele Aspekte geklärt werden, wie z.B. die genaue Definition von „KI-Arbeit“, die Höhe der Steuersätze und wie diese von den Unternehmen umgesetzt werden können.

Eine weitere Frage betrifft das Patentrecht: Was passiert, wenn die KI Durchbrüche in der Forschung erzielt? Es ist wichtig sicherzustellen, dass Patente fair vergeben werden und dass Durchbrüche in der Forschung für alle zugänglich sind. Es könnte auch Möglichkeiten geben, um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht durch Monopolstellungen den Fortschritt behindern oder den Wettbewerb einschränken.

Weiterführende Links:
Positionspapier vom Berufsverband der freien Fotografen und Filmschaffenden
Midjourney – generative KI
Bing Chatbot & generative KI
ChatGPT3 – Textbasierte KI
Porträtfotoshooting für authentische Bilder
Das Buch zur Businessfotografie




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