
In meinem Beruf begegnen mir viele Menschen. Manche treffe ich nur kurz, andere lerne ich intensiver kennen. Doch immer wieder zeigt sich: Wer sich selbst mit all seinen Ecken und Kanten annimmt, dem fällt es leichter, sich auch vor der Kamera zu zeigen.
Oft richten wir den Blick nach außen: auf Status, Einfluss, Geld.
Dabei liegt die wahre Tiefe im Blick nach innen.
Denn was nützt ein prall gefülltes Sammelalbum, wenn wir nie innehielten, um zu fragen:
• Habe ich mich auf dieser Reise kennen und lieben lernen dürfen?
• Habe ich meine Talente entdeckt und entfalten können?
• Habe ich in meiner Wahrheit gelebt?
Ein Portraitshooting ist für viele meiner Klient*innen mehr als nur ein Termin im Kalender.
Es wird zu einem Moment der Reflexion:
• Wie sehe ich mich selbst?
• Wie fühle ich mich, wenn jemand mich anschaut und wirklich sieht?
• Bin ich sichtbar, oder nur zu sehen?
Diese Fragen tauchen nicht immer direkt auf, aber sie schweben oft im Raum.
Und sie sind Teil des kreativen Prozesses.
Denn ein gutes Porträt erzählt eine Geschichte – aber nicht nur die, wo jemand herkommt.
Viel spannender ist: Wo will ich hin? Was treibt mich an?
Ich arbeite seit über 20 Jahren als Fotograf, Autor und Erzähler.
Und die Menschen, die ich porträtiere, verändern sich – genau wie ihre Geschichten.
Sie wachsen, oft auch durch Herausforderungen, Krisen und nicht zuletzt die Erkenntnis der eigenen Wahrheit.
Die Bilder, die wir gemeinsam erschaffen, sind keine reinen Statussymbole mehr.
Sie sind Werkzeuge zur Sichtbarkeit.
Und manchmal sogar Schlüssel zur Selbsterkenntnis.
Denn Identität ist nichts Festes. Sie formt sich im Spannungsfeld zwischen dem äußeren Ich und dem inneren Selbst.
C. G. Jung nennt diesen Weg der inneren Annäherung die Individuation – die Rückkehr zu dem, was wir im Kern schon immer waren.
Ein Prozess, der Mut braucht, denn er fordert uns heraus, Masken abzulegen und den Schatten anzuschauen.
Doch genau darin liegt auch die Chance: Die eigenen Archetypen zu erkennen, alte Prägungen zu hinterfragen, die innere Stimme wieder zu hören – und ein Bild von sich selbst zu entwickeln, das echt ist. Und lebendig.
Manchmal leise, manchmal stürmisch.
Und vielleicht ist es das, was mich an Portraits so fasziniert:
Dieses feine Spiel zwischen Licht und Schatten,
zwischen Außenbild und innerem Wesen.
Zwischen dem, was du bewusst zeigst,
und dem, was sich ganz von selbst offenbart.
Wir alle leben in unserem eigenen Traum.
Je stärker der Traum, desto wacher.
Lass ihn sichtbar werden.
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In meinem Blog findest Du zahlreiche Bild- und Textbeiträge aus 20 Jahren Berufserfahrung in der Welt der Fotografie, Technik & Medien.