Wie man sein eigenes Business startet

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Es ist ein großes Glück als Selbstständiger in dem Bereich arbeiten zu können, den man selbst spannend findet und wo man sich gern inspiriert. Dazu hat man die Freiheit, sein Leben mit Menschen gestalten, die man mag. Es ist auch einfacher in einer Profession zu arbeiten, die man mit Leidenschaft perfektioniert. Doch ganz so einfach, wie es aussieht, ist es meist nicht und braucht auch ein paar weitere Fertigkeiten und nicht zuletzt gedankliche Leitplanken, um aus der „Berufung“ auch einen Beruf zu machen.

Alexander Klebe im Studio, Business und Portraitfotgraf Berlin Friedrichshain

Der Autor, Alexander Klebe, ist seit 2004 selbstständig in seinem Traumberuf und möchte andere inspirieren, ihr eigenes Business z.B. als Freelancer oder Entrepreneur zu starten. Für Fotografen hat er das Buch zum Thema Businessfotografie verfasst und schreibt in seinem Blog und anderen Medien über seine Arbeit als selbstständiger Fotograf. Dabei helfen ihm auch seine vielfältigen Erfahrungen aus kaufmännischer, psychologischer und kreativer Sicht.

Der Weg ist das Ziel?

Zu Beginn braucht man vor allem ein Ziel, dass man auch selbst so faszinierend findet, dass man dran bleibt und nicht bei den ersten kleinen Problemchen aufgibt. Es darf ruhig ein wenig größer sein, denn wahre Träume verdienen Fülle. Die groben Ziele kann man ja gleich auf einer Karteikarte notieren und ins Portemonnaie packen. So erinnert man sich im richtigen Moment dran.

Daneben ist auch eine gewisse Disziplin nie verkehrt, denn auch hier gilt: „Von Nichts, kommt Nichts.“ Als Unternehmer ist man jeden Tag irgendwie mit dem Unternehmen im Kopf schwanger und sucht, wenn man nicht gerade im operativen Tagesgeschäft versinkt, auch immer nach Möglichkeiten und Wegen besser zu werden.

Man braucht auch Geduld, denn gut Ding, will Weile haben und kein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen startet von 0 auf 100 über Nacht. Wenn der erste Hype vorüber ist, braucht man auch für die trockene Zeit einen Plan, wie man jeden Tag einen weiteren Baustein zum Gesamtkunstwerk dazu baut, auch wenn man nicht in den Wolken schwebt.

1. Die Selbstanalyse

Um seine ideale Rolle oder auch Nebenbeschäftigung leichter zu finden, hilft eine erste Selbstanalyse. Wo liegen Deine Stärken, was macht Dir besonders viel Freude und was kannst Du bieten, was andere brauchen? Bei der Selbstanalyse unterstützt das Ikigai (siehe Grafik).

Einfach mal selbst aufmalen und z.B. im ersten Kreis Tätigkeiten eintragen, die Dir Freude machen. Im zweiten Kreis, überlegen, was die Welt drumherum eigentlich so braucht. Im dritten Kreis ein paar Dinge aufschreiben, die ein Einkommen erwarten lassen. Im vierten Kreis, die Sachen, die man wirklich gut kann. Vielleicht wächst im Puzzle ja bereits jetzt etwas zusammen? Wenn man sich also schon aussuchen kann, was man beruflich machen will, dann könnte man auch etwas wählen, dass ungefähr in der Schnittmenge aus dem Ikigia liegt.

Selbstanalyse Unternehmer werden Ikigai Modell

Aus diesem ersten Schritt heraus, werden hoffentlich einige Möglichkeiten sichtbar, die man auch mit anderen Personen aus dem persönlichen Umfeld besprechen kann: „Hey, denkst Du diese Idee passt zu mir?“ Man sollte jedoch nicht darauf setzen, dass alle das Gleich sehen, wie Du. Oft bekommen gute Ideen auch gleich am Anfang schon Aberglaube geschenkt. Das ist manchmal auch notwendig. Ein Drachen steigt ja auch im Gegenwind auf.

2. Finde Deine Nische

Überlege, in welcher Branche Du wirklich arbeiten möchtest und welche Art von Produkt oder Dienstleistung Du auf Basis Deiner Fähigkeiten, Erfahrung und Interessen anbieten und entwickeln kannst. Mit etwas Glück findet man auch eine Nische, die z.B. in Deiner Gegend unterversorgt ist oder wo Du Dich mit Deinen Fähigkeiten leichter von der Konkurrenz abheben kannst.

In der ersten Phase ist jede Idee erlaubt. Vor allem, wenn man sich im Team oder der Familie über das Business berät. Alle Ideen haben ihre Berechtigung (und wer weiss, wohin diese dann später in Kombination führen können). Daher darf der Kritiker am Anfang auch erstmal zu Hause bleiben. Denn der Träumer mag keine Kritik, diese ist für ihn hemmend.

Bei der Ideenfindung ist auch die Walt-Disney Strategie zu nennen. Diese erlaubt im ersten Schritt die unkritische Ideensammlung, dann Kombination der Einzelideen zu Gruppen und dann erst im letzten Schritt die kritische Betrachtung und Umsetzung jener Ideen, die den Prozess erfolgreich durchlaufen haben.

Die Walt Disney Strategie zum Entwickeln von Ideen besteht aus drei Schritten:

Brainstorming: In diesem Schritt sollten möglichst viele Ideen generiert werden, ohne dass die Qualität der Ideen beurteilt wird. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten frei und offen miteinander kommunizieren und keine Ideen verworfen werden.

Strukturierung: In diesem Schritt werden die generierten Ideen analysiert und strukturiert. Dabei werden die Ideen in verschiedene Kategorien eingeteilt und es wird überlegt, welche Ideen am besten zu der vorgegebenen Aufgabe passen.

Umsetzung: Im letzten Schritt werden die ausgewählten Ideen weiter entwickelt und in die Tat umgesetzt. Dabei werden die notwendigen Ressourcen bereitgestellt und es wird ein Zeitplan erstellt, um sicherzustellen, dass die Ideen erfolgreich umgesetzt werden.

2b. Finde Deine Produkte

Eine wichtige Übung zur ersten Gründung ist eine Übersicht von möglichen Produkten oder Dienstleistungen, die man in einer Preisskala anbieten könnte. Dazu schreibt man sich am besten alle Ideen auf, die man irgendwie auch gern selbst kaufen würde. Diese Ideen kann man dann auf einer Preisskala ordnen, z.B. Welche Produkte würdest Du für 25€, 50€, 100€, 250€, 500€, 1000€ oder 5000€ anbieten.

Wichtig ist nicht, dass man sofort alle Kategorien auch besetzt, aber es ist gut, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viele Produkte man im Monat verkaufen müsste, um auf den geplanten Umsatz zu kommen.

Manchmal entstehen auch mit der Zeit die besten Ideen, die man mit Geduld verfeinert.
Mittlerweile sieht meine Liste als Fotograf z.B. so aus:
ca. 35€ – das Buch zum Thema Businessfotografie
ca. 100€ – ein Fine Art Print / oder Bild mit Bearbeitung
ca. 300€ – ein kurzes Shooting
ca. 500€ – ein normales Shooting
ab 1500€ – ein Aufnahmetag vor Ort
ab 2500€ – persönliches Coaching mit Workshop

3. Der Businessplan

Wenn man in etwa weiß, was man gern macht und auch von anderen Menschen gebraucht werden könnte, kann man sich in die nächste Etappe begeben und einen Businessplan anlegen. Der Businessplan bietet einen übersichtlichen Einstieg und dient zur Organisation der verschiedenen Aspekte einer unternehmerischen Tätigkeit auf dem Papier. Er sollte Ziele, Strategie und auch eine erste Finanzplanung enthalten.

Man darf sich ruhig etwas Zeit zu nehmen, um die eigene Mission und auch persönliche Motivation aufzuschreiben. So kann man sich mit der Idee auch in Tiefe auseinander setzen und hat schon erstes Textmaterial zur Hand, wenn man die Idee kommunizieren will.

4. Bring die Finanzen auf Papier

Überlege auch, wie Du das nötige Kapital für Deine Idee aufbringen möchtest. Dies kann durch Einsparungen. einen Kredit oder eine Investition durch Dritte geschehen. Es macht keinen wirklichen Spaß ein Business mit dem Rücken zur Wand aufzubauen. Dann fehlt die eigene Leichtigkeit neue Ideen ins Spiel zu bringen und mit Schwung umzusetzen. Daher ist es ratsam einen finanziellen Spielraum zu haben, der es einem ermöglicht eine gewisse Zeit zu experimentieren. Das klappt teilweise besser, wenn man ein kleines Finanzpolster hat oder einen Nebenjob, wo zumindest die eigenen Fixkosten decken kann und nicht sofort auf Einnahmen aus dem Business angewiesen ist.

Es kann auch nicht schaden, mal mit einem anderen Selbstständigen über deren Finanzplanung zu sprechen und zu fragen, wie hoch die monatlichen Fixkosten sind: für Miete des Arbeitsraums; Software; Versicherungen; Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung; Buchhaltung und Steuerberatung; Ausgaben für Marketing und sicherlich auch mal Coaching, Weiterbildung oder Beratung. So bekommt man ein erstes Gefühl dafür, was jeden Monat mindestens reinkommen sollte, damit es auch nachhaltig funktionieren kann. Keine Angst vor Zahlen. Diese Zahlen sind wichtig, denn so kann man von vornherein solider planen. Denn neben der Anfangsinvestition in Marke, Material & Ausrüstung steht eben oft auch eine monatliche Verantwortung, mit der man jedoch wachsen darf.

5. Erstelle eine Marke und eine Webpräsenz

Eine starke Marke hilft Dir, Dich von der Konkurrenz abzuheben und Kunden zu gewinnen. Erstelle eine professionelle Webseite und nutze die sozialen Medien, um Dein Unternehmen bekannt zu machen. Das eigene Marketing sollte man so früh wie möglich angehen, damit das Business später auch rund läuft. Denn egal, wie gut man ist, entdeckt werden kann man nur, wenn man sich auch entsprechend präsentiert. Das Marketing ist ein fortlaufender Prozess. Man baut ein System und verbessert dann nach und nach jedes Bauteil.

Um die Marke zu stärken, bedarf es stetiger Weiterentwicklung und Investition. Jedes Detail zählt. Vieles kann man heutzutage auch selbst machen, wenn man dazu die Muße hat. Es gibt jedoch ein paar Dinge, wo man auch den Rat und die Hilfe von Profis braucht: Grafikdesigner, Fotografen, SEO Berater und auch UX oder Digital Consultants helfen dabei, der Marke den perfekten Schliff zu geben und mit hochwertigem Appeal zu gestalten.

6. Baue Dein Netzwerk

Nutze Dein persönliches und professionelles Netzwerk, um Kontakte zu knüpfen und neue Kunden zu gewinnen. Beteilige Dich an Branchenveranstaltungen und schließe Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Gerade wenn Du Dein Business starten willst, hilft Dir auch Input von anderen: Was wird eigentlich gebraucht? Welche Probleme haben Deine potenziellen Kunden? und Wie kannst Du dabei helfen, den „Schmerz“ zu lindern?

Netzwerken heisst Beziehungen pflegen, Geben und Nehmen. Man kann nicht nur Gefallen erwarten, sondern darf auch anderen genauso weiterhelfen, wie man selbst Hilfe gern bekommen würde. Im Netzwerk gibt es eben auch ein Karma. Das heisst nicht, dass man für Freunde alles umsonst machen soll, sondern eher, dass man sich eben dort hilft, wo man helfen kann.

Tipp: Finde andere Unternehmer oder Freelancer, die evtl. ein Produkt oder Service anbieten, dass sich mit deinem gut ergänzt. Vielleicht lässt sich darauf eine Partnerschaft machen?

7. Bleibe anpassungsfähig

Gleich vorweg, es wird immer etwas auf dem Weg zur Selbstständigkeit geben, woran Du arbeiten kannst. Aber so bleibt es eben auch spannend. Man arbeitet ständig auch an einem Selbst. Der Aufbau eines Unternehmens ist ein langwieriger Prozess und es wird immer Hürden und Herausforderungen geben. Bleibe flexibel und bereit Dich anzupassen, wenn sich Deine Prioritäten oder die Marktlage ändert. Ab und zu wird es notwendig sein auch andere Puzzlestücke in das eigene große Puzzle aufzunehmen und einzupassen. Vielleicht ergibt sich ja daraus ein stimmiges Bild oder auch ein neuer Zweig.

8. Tipps aus dem Nähkästchen

Am Wichtigsten war für mich immer die eigene Leidenschaft zu berücksichtigen. Denn nur, wenn das Herz wirklich für etwas brennt, kann es auch langfristig gelingen. Jedoch kommt der Erfolg nicht über Nacht und oft ist der erste Businessplan nicht unbedingt die beste Lösung für einen selbst, aber eine gute Grundlage, um loszulegen. Mir hat es persönlich geholfen, in verschiedenen Bereichen (teilweise abwechselnd) zu arbeiten, um dann für mich entscheiden zu können, welcher mir davon am meisten Freude bereitet. So konnte ich auch manche Ideen für ein Weilchen ruhen lassen, bis ich wieder die Lust verspürte mich dem Thema mit voller Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist auch hilfreich die eigene, leidenschaftliche Idee nicht sofort mit einer Gewinnerzielungsabsicht zu ersticken. Doch ein wenig Verkaufen gehört zu jedem Business eben auch dazu. Doch es nicht alles Gold was glänzt und Geld allein macht nicht glücklich. Wenn Du Dir ein Feld ausgesucht hast, was Dir Freude bereitet und wo Du aufblühen kannst, kommt der Erfolg auch, wenn Du Dich für Deine Mission ins Zeug legst.

Weiterführende Links und Artikel zum Thema
Der erste Schritt in die Selbstständigkeit
The Art of Creative Leadership
Marketing für Künstler, Gründer & Freelancer


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